Praktikum bei Logopädie Kleve

Logopädin Julia Lagarden

In diesem Blogartikel schreibt unsere ehemalige Praktikantin und jetzige Mitarbeiterin Julia über ihre Erfahrungen als Praktikantin in unserer Praxis.

Ein paar Kilometer hinter der niederländischen Grenze liegt die “Hogeschool van Arnhem en Nijmegen”, kurz HAN. An dieser Hochschule wird Logopädie als Studiengang angeboten – anders als hier in Deutschland, wo es größtenteils noch eine schulische Ausbildung ist.

Insgesamt umfasst das Studium vier Jahre, wovon zwei der theoretischen und zwei der praktischen Umsetzung innerhalb der Logopädie gewidmet werden. Die ersten zwei Jahre bilden das Grundstudium mit allerlei Theorie zu den unterschiedlichen Bereichen und Altersklassen, wie Kindertherapie, Stimme, Neurologie und auch Inhalte zum Stottern, Autismus oder Gehör.

Ich bin Logopädie-Studentin im dritten Jahr und verbringe gerade mein erstes Praktikum, über 14 Wochen, hier in der Praxis „Logopädie Kleve“ von Anne Horschig und Ingo Hermsen. Ich habe mich speziell für diese Praxis entschieden, da ich hier einen Einblick in alle Bereiche der Logopädie erhalte. Das bedeutet, ich sehe Patient*innen aus allen Altersgruppen und in verschiedenen Settings; innerhalb der Praxis, aber auch im Krankenhaus, direkt auf der Stroke-Unit.

Durch das breite Spektrum der Altersklassen kommen ebenfalls viele verschiedene Behandlungsarten zusammen. Innerhalb der Kindertherapie fängt es bereits mit den ganz Kleinen an: bei Late-Talkern darf ich, gemeinsam mit anderen Logopäd*innen, sprachlichen Input geben, bis das Kind die Worte selbst umsetzt. Die Ausführung einer phonologischen Therapie habe ich unter Supervision meiner Praktikumsbegleiterin bereits eigenständig am Patienten durchgeführt. Im Verlauf der 14 Wochen Praktikum lassen sich einige Fortschritte des Kindes erkennen.

Eine weitere Besonderheit ist die Therapie von Trans*Menschen. Bei der sogenannten Stimmtransition wird die Stimme ausführlich trainiert und analysiert, bis sie dem Idealbild der Patient*innen entspricht. Dazu erfordert es einiges an Selbstreflexion: wie hört sich die Stimme jetzt an? Wie soll sich die Stimme später anhören? Alles wird genau besprochen oder auch anhand eigener Aufnahmen veranschaulicht.

Trotz Corona mit in das Krankenhaus auf die Stroke-Unit zu gehen ist eine großartige Möglichkeit für mich gewesen. Hierbei konnte ich den direkten Beginn, aber auch den Verlauf von Aphasien, Dysarthrien und Dysphagien miterleben. Beim Erstkontakt mit den Patient*innen durfte ich Anamnesen und Untersuchungen unter Supervision durchführen und eine Diagnose stellen. Bei Patient*innen mit längerem Aufenthalt durfte ich den Verlauf der logopädischen Störung überprüfen und kurze Therapieübungen durchführen.

Während meines Praktikums durfte ich bei allen Logopäd*innen zuschauen und auch Patient*innen übernehmen. Das umfangreiche Angebot an Untersuchungsmethoden und Therapiematerial war dabei eine große Hilfe. In den letzten vierzehn Wochen habe ich viele verschiedene Patient*innen kennenlernen dürfen und einige Therapiemethoden selbst ausprobiert.  Das eigenständige Vorbereiten und Durchführen einer Therapiestunde ist ein wichtiger Meilenstein, da hierbei einiges an Flexibilität und Kreativität gefordert ist. Der erste Schritt von Theorie in Richtung praktische Umsetzung ist oftmals der Schwerste, mir wurde dieser Weg mit professioneller Begleitung und Unterstützung der Logopäd*innen dieser Praxis erleichtert. Nach jeder vorbereiteten Stunde habe ich Feedback auf mein Handeln erhalten, sodass ich die praktische Umsetzung evaluieren und verbessern konnte. Innerhalb des Teams waren alle Logopäd*innen offen für Fragen und immerzu hilfsbereit.

Für mich war dieses Praktikum eine wertvolle Erfahrung, bei dem ich einen guten Einblick in den Alltag der Logopäd*innen erhalten habe. Durch das umfangreiche Spektrum an Altersklassen und Behandlungsarten habe ich für mich erkennen können, welcher Fachbereich der Logopädie mich besonders interessiert, sodass ich mich im weiteren Verlauf spezialisieren kann.

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